Echte Hundefotografie oder KI-Bild? So unterscheiden sich Erinnerung und Illusion
In letzter Zeit begegnen mir in den sozialen Medien immer häufiger Bilder von Hunden, die wirken, als wären sie in einem professionellen Studio aufgenommen worden: schwarzer Hintergrund, starker Kontrast, leuchtende Augen, aufwendige Lichtführung. In der Beschreibung finde ich dann: "Erstellt mit KI". Ein echtes Foto war das nicht, es war ein durch Bildgenerierung erstelltes Bild eines Hundes auf Basis einer Vorlage.
Ich finde dieses Themenfeld besonders spannend, da ich mich viel mit dem Thema KI auseinandersetze und schon viele Vorträge zu dem Thema gehalten habe. Mich bewegt die Frage: wie wollen wir eigentlich unseren geliebten Hund darstellen und uns an ihn und an die gemeinsame Zeit erinnern?
Lass uns das Thema einmal gemeinsam beleuchten. Ich habe absolutes Verständnis für die Faszination von KI generierten Bildern. Doch besonders wenn ich generierte Bilder meiner Hündin Inji sehe, spüre ich: echt ist anders. Diese Bilder zu betrachten fühlt sich für mich "falsch" an. Geschummelt. Nicht echt. Nicht MEINE Inji. Weil sie es eben nicht ist. Mir geht es bei meinen Fotos immer besonders um Nähe und Authentizität.
Legen wir mal los.
Was sind KI-generierte Hunde-Portraits – und wie entstehen sie
Hinter den aktuellen KI-Portraits steckt meist ein sogenanntes Text-zu-Bild-Modell oder ein KI-Service, der auf Basis eines eingesendeten Fotos ein neues Bild erzeugt. Man lädt ein oder mehrere Bilder des eigenen Hundes hoch und erhält kurze Zeit später ein fertiges Portrait im gewünschten Stil.
Aktuell im Trend: eine dramatische Lichtstimmung, auf schwarzem Hintergrund, im Look eines Studio-Shootings. Das Ausgangsbild wird dabei analysiert und mithilfe eines trainierten KI-Modells entsteht eine neue Version. Realistisch, in sich oft stimmig, verändert, aber eben nicht immer präzise.
Warum KI-generierte Bilder faszinieren
KI-generierte Portraits bieten viele Vorteile. Sie sind schnell erstellt, meist kostengünstig oder sogar kostenlos und wirken auf den ersten Blick hochwertig. Gerade in den sozialen Medien finden solche Bilder viel Aufmerksamkeit. Für Menschen, die keine Möglichkeit haben, professionelle Fotos machen zu lassen – sei es aus finanziellen Gründen, weil das Tier bereits verstorben ist oder weil sie einfach neugierig auf das Ergebnis sind, kann so ein Bild eine willkommene Lösung sein.
Auch für kreative Projekte oder ausgefallene Ideen kann KI eine spannende Spielwiese sein. Die Möglichkeit, verschiedene Stile (zum Beispiel Comic, Sci-Fi, Gemälde, u.s.w.) auszuprobieren, kann Spaß machen. Auch ich habe schon einige Bilder von Inji, rein aus Spielerei, erzeugen lassen.
Was fehlt, wenn das Echte fehlt
Und trotzdem bleibt da etwas. Oder vielmehr: Etwas fehlt.
Ein KI-generiertes Bild zeigt nicht den Moment, in dem Dein Hund Dich angeschaut hat. Es zeigt nicht das Licht, das an diesem Nachmittag in seinem Gesicht lag. Es zeigt nicht die kleine Narbe am Ohr, die vom wilden Spiel stammt, nicht den etwas schiefen Zahn, nicht den Blick, den nur Du wirklich kennst. Es ist ein Bild, aber kein Erinnerungsstück. Es ist visuell beeindruckend, aber emotional oft leer.
Ich glaube, dass wir im Unterbewusstsein spüren, ob ein Bild eine Erinnerung enthält. Ob es lebt. Oder ob es nur so tut, als würde es das.
Hier siehst Du zwei generierte Bilder von meiner Hündin Inji und zuletzt ein echtes, von mir im Studio erstelltes.
Was echte Hunde-Fotografie möglich macht
Ein echtes Fotoshooting mit einem Hund ist nicht nur eine technische Dienstleistung. Es ist ein Erlebnis. Für den Hund, für den Menschen – und auch für mich als Fotografin. Ich lerne Dich kennen, Deinen Hund und ganz besonders, seine Besonderheiten und Eigenheiten.
In ausnahmslos jedem Vorgespräch stelle ich Dir meine wichtigste Frage:
Merkmale / Charaktereigenschaften
Hat Dein Hund besondere Eigenheiten, Merkmale oder Charaktereigenschaften, die Du gerne festhalten möchtest? Eine bestimme Art zu schauen, rausschauende Zähnchen, eine besondere Art zu sitzen? Und: Was findest Du an Deinem Hund besonders toll?
Die Antworten auf diese Frage und die Gespräche die daraus entstehen, sind die schönsten. Die Menschen denken über ihren Liebling nach, ein Lächeln steigt bis in ihre Augen. Und ich? Nehme alles davon auf und werde besonders auf diese Merkmale im Shooting besonders achten.
Während Deines Fotoshootings sehe ich Deinen Hund. Ich beobachte, wie er sich bewegt, wie er auf Dich reagiert. Ich warte auf den Moment, in dem sich eure Blicke synchronisieren, er sich bei Dir anlehnt, sanft die Augen schließt. Ich schaffe eine Umgebung, in der ihr euch wohlfühlt. Ich lasse Zeit, Raum und Vertrauen entstehen. Und dann fangen wir gemeinsam Erinnerungen ein, die nicht wiederholbar sind. Nicht generierbar. Nicht im Nachhinein rekonstruierbar. Nicht ersetzbar. Sie entstehen im Hier und Jetzt. Und das macht ihre Magie aus.
Besonders liebe ich dabei die Verbindung zwischen Mensch und Hund. Die kleinen Gesten, die Blicke, die Nähe. Ich glaube, dass genau das auf echten Bildern sichtbar wird. Und fühlbar. Auch noch nach Jahren, nein - besonders noch nach Jahren.
Echte Momente. Echte Verbindungen. Echte Erinnerungen. Diese lassen sich nicht KI-generieren.
Beide Wege haben ihre Berechtigung
Trotzdem möchte ich nicht sagen: Das eine ist richtig, das andere falsch. Es kommt auf die Situation an. Wenn jemand keine Möglichkeit hat, ein echtes Bild machen zu lassen, kann ein KI-Bild eine gute Alternative sein. Wenn jemand ein künstlerisch stilisiertes Portrait möchte, ist das mit KI einfacher als mit Kamera und Set. Und wenn ein Tier nicht mehr lebt, ist das vielleicht die einzige Möglichkeit, noch ein Bild zu schaffen, das dem Gefühl nahekommt, das man mit ihm verbunden hat.
Aber wenn Du die Wahl hast, dann frag Dich: Was möchtest Du sehen, wenn Du Dein Bild in ein paar Jahren anschaust? Möchtest Du Dich erinnern? Den Moment spüren? Die Sonne im Fell? Die Nasenspitze auf Deinem Knie?
Dann lohnt sich vielleicht der Weg zu einem echten Fotoshooting. Nicht wegen des Bildes allein. Sondern wegen der Geschichte dahinter.
Ein kleiner Gedanke zum Schluss
Technik wird sich weiterentwickeln. KI wird besser werden. Wahrscheinlich werden bald auch Hunde realistischer, detaillierter, individueller dargestellt. Aber ein echter Moment bleibt einzigartig. Und ein echtes Gefühl lässt sich nicht simulieren.
Ich wünsche mir, dass wir beides nutzen dürfen. Die neuen Möglichkeiten, die die Technik uns schenkt. Und das Wissen darum, wie wertvoll es ist, den Augenblick zu leben – und ihn festzuhalten, wenn er passiert. Denn echte Erinnerungen brauchen echte Momente.
Wenn Du gerade überlegst, wie Du Deinen Hund in Bildern zeigen möchtest, dann nimm Dir Zeit. Frag Dich, was Dir wichtig ist. Und wenn Du möchtest, erzähle mir von euch. Ich höre gern zu.
Autor: Nadine Grove, Fine Art Hundefotografin aus Münster




